Christ wird man zwischen Neujahr und Weihnachten!
„Dick wird man nicht zwischen Weihnachten und Neujahr, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten!“ Diesen griffigen Merksatz kennen wir alle und er leuchtet ein: Mein Gewicht hängt nicht von ein paar üppigen Mahlzeiten während der Festtage ab, sondern von meinen Essgewohnheiten das ganze Jahr über.
Mit einer kleinen Veränderung soll mich dieser Satz durch das nächste Jahr begleiten: „Christ wird man nicht zwischen Weihnachten und Neujahr, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten!“ oder anders ausgedrückt: Nicht die feierlichen Weihnachtsgottesdienste allein machen mich stärker im Glauben, sondern ein weihnachtliches Leben zwölf Monate hindurch.
Drei Ideen, wie wir das im neuen Jahr probieren können
Sterndeuten wie die Weisen. Weitererzählen wie die Hirten. Innehalten wie Maria.
Sterndeuten wie die Weisen:
Die Männer aus dem Osten, die nach dem Matthäusevangelium den Weg zu Jesus finden, beobachten ganz genau, was in ihrer Welt geschieht, was sich verändert, was sich an Neuem und Ungewohntem in ihrem Leben zeigt. Und überlegen dann, was diese Entdeckung für sie bedeutet.
Sie zeigen uns anschaulich, was das 2. Vatikanische Konzil mit der Aufforderung gemeint hat, wir sollen „die Zeichen der Zeit erkennen“. Wir sollen wach und aufmerksam sein für das, was in unserer Umgebung, in unserer Kirche, in unserem Land passiert – und dann überlegen, welche Konsequenzen wir aus diesen Wahrnehmungen ziehen können.
Weitererzählen wie die Hirten:
An den Hirten, die nach dem Lukasevangelium als erste an der Krippe sind, begeistert mich, dass sie ihre Freude und die Erfahrungen nicht für sich behalten. „Sie erzählten, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte des Hirten.“
Der frühere belgische Kardinal Suenens hat einmal bedauernd festgestellt: Das Drama der Kirche ist heute nicht, dass die Menschen nicht bereit wären, von Christus zu hören, sondern dass viele Christen nicht bereit sind, von ihm zu reden.“
Andere anstecken mit der Erfahrung, die wir an den Weihnachtstagen wieder stimmungsvoll und intensiv gefeiert haben: Dass uns in Jesus ein göttlicher Mensch begegnet; dass wir bei ihm ablesen können, wie Zusammenleben gelingt. Dazu bedarf es nicht immer vieler Worte; Weitererzählen wie die Hirten kann auch durch die Sprache der Hilfsbereitschaft, der Freude oder Herzlichkeit stattfinden.
Innenhalten wie Maria:
An Maria, wie sie der Evangelist Lukas schildert, bewundere ich die innere Ruhe. „Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“
Unser Christsein ist lebendig, wenn beides darin Platz hat: Das Tun, das Engagement, aber auch Zeit für Besinnung, Zeit zum Nachdenken und Beten. Momente der Stille einplanen, um Kraft zu sammeln und Bilanz zu ziehen und dann neue Ziele ins Auge fassen. „Gib dir jeden Tag eine Stunde Zeit zur Stille, außer wenn du viel zu tun hast, dann gib dir zwei..“ rät uns der sympathische Franz von Sales.
Christ wird man nicht zwischen Weihnachten und Neujahr, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten. Aufmerksam sein wie die Weisen, Weitererzählen wie die Hirten, Innehalten wie Maria. Das Jahr 2025 wird in vielerlei Hinsicht – für unser Land, unsere Stadt und die Pfarreiengemeinschaft - ein herausforderndes Jahr werden.
Mögen uns die drei Impulse aus den Weihnachtsgeschichten zu einem lebendigen Glauben verhelfen. Ich möchte das im nächsten Jahr noch stärker versuchen. Machen Sie mit?
Monika Wernert-Giesen (KV-geschäftsführende Vorsitzende)